Ostern 2023

Durch | 8. April 2023

Beim Sinnieren über Ostern ist mir dieses alte Bild eingefallen, das ich vor vielen Jahren in den Cevennen während eine Wanderung aufgenommen habe. Zumindest optisch passt es zu österlichen Assoziationen.

Das war es dann auch schon. Ostern war schon immer ein schwieriges Fest für mich. Ich bin in einer protestantisch, pietistisch geprägten Familie aufgewachsen. Schon als Kind ist es mir schwer gefallen den Gefühls-Umschwung vom Karfreitag zum Ostersonntag mitzumachen. Irgendwie war ich immer zu langsam den radikalen Gedanken des „ultimativen Schuld auf sich zu nehmen“ innerhalb eines Tages soweit zu verarbeiten um dann in „österliche Freude“ zu schwenken.

In der Jugend bin ich zu einer katholischen Jugendgruppe gekommen, mittlerweile bin ich auch katholisch – mein Problem mit Ostern hat sich damit aber immer noch nicht gelöst. Ich habe über die Jahre mehr über Ostern gelernt und kann es aus einer rational-theologischen Sicht erklären, richtig verstanden bzw. nachempfunden habe ich es bis heute nicht.

Dann kommen noch Hoffnung und die Aspekte der Versöhnung und des Friedens hinzu. Das alles ist wünschenswert aber für mich kaum (noch) spürbar. Das Verhalten der Kirche(n) und ihre fehlenden klaren Aussagen zu den Problemen unserer Zeit lassen das Gefühl der Entfremdung wachsen. Die Worte meines Bischofs helfen mir nicht weiter:

Auch der katholische Bischof Gebhard Fürst erinnerte daran, dass die frohe Botschaft von der Auferstehung Jesu Christi dazu ermutigt, zu hoffen und zuversichtlich zu handeln. «Der Glaube an die Auferstehung verwandelt alles», sagte der Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart in seiner Osterbotschaft. Pandemie, Kriege, der Klimawandel – es sei in den vergangenen vier Jahren dunkler geworden in der Welt. Dies alles seien keine guten Aussichten. «Und doch ist Ostern da, das Fest der Auferstehung aus dem Tod zu neuem Leben. Das Fest der Überwindung von Hoffnungslosigkeit, von Angst und Schrecken, von Einsamkeit und Trauer», sagte Fürst.

Gebhard Fürst / © dpa-infocom, dpa:230405-99-221902/2

Wahrscheinlich fehlt mir tatsächlich der Glaube an die buchstäbliche Auferstehung.

Was bleibt ist die Hoffnung, dass mir die Kraft nicht ausgeht mich im Kleinen um eine bessere Welt zu bemühen. Ich schließe mit einem weiteren Zitat:

Leave this world a little better than you found it.

Baden-Powell’s Last Message (1941)

P.S. Ich wünsche Euch allen ein schönes Osterfest, möge es ein wenig freundlicher und sinnstiftender sein als mein Geschreibsel.

5 Gedanken an “Ostern 2023

  1. Frau Momo

    Ich habe gerade einen interessanten Artikel in der Zeit gelesen:
    https://www.zeit.de/kultur/2016-03/karfreitag-feiertag-ostern-care-woche-leid-10nach8?fbclid=IwAR2J4IqFg_xqnoBhAUpV7rJMG_baEeg5AJV_9Y-fvWY_Asiw-dK3Usr4Lwg
    Zitat:
    „Gott ist nicht tot, weil Philosophen wie Nietzsche das theoretisch hergeleitet haben. Sondern Gott ist tot, weil wir Menschen einander an Kreuze nageln. Weil wir andere in Kriegen bombardieren, in Meeren ertrinken lassen, durch unüberwindbare Grenzen von rettenden Lebensressourcen abschneiden. Weil wir es zulassen, dass Menschen aus Armut verzweifeln, durch Gleichgültigkeit in Vergessenheit geraten, vor Einsamkeit depressiv werden. “

    Deiner Hoffnung kann ich mich nur anschließen.

    Ich wünsche Dir schöne Ostern.

    Antworten
    1. Aebby Beitragsautor

      Vielen Dank für diesen Gedanken. Das bedeutet doch, dass es an uns liegt durch unser (leider nur lokal wirksames) Handeln ob Gott lebt.

      Antworten
      1. Frau Momo

        Unser Handeln ist ja nicht nur lokal wirksam, wenn wir verantwortungsvoll handeln. Das hat dann auch globale Auswirkungen, z.B. wenn wir unser Konsum-und Mobilitätsverhalten überdenken. Wie heißt es so schön:

        „Wenn viele kleine Leute an vielen kleinen Orten viele kleine Schritte tun, dann werden sie das Gesicht der Welt verändern. “

        Antworten
  2. Christian W.

    Die Nachwirkungen von Baden-Powells Ideen tun ja schon einiges, um die Welt ein bisschen erträglicher zu machen – von diesem Spirit bräuchten wir mehr, ob wir dabei nun Tracht und Tuch tragen oder nicht.

    Antworten
    1. Aebby Beitragsautor

      Tracht und Tuch trage ich schon eine ganze Weile nicht mehr, die Ideen wirken aber noch 😉

      Antworten

Schreibe einen Kommentar zu Christian W. Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

zwei × fünf =